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Fraunhofer IWES entwickelt Handlungsempfehlungen für eine klimaneutrale chemische Industrie in Ostdeutschland
Leuna/Berlin, 4. August 2022 – Als eine der größten und energieintensivsten Industrien ist die Chemie in Ostdeutschland zukünftig auf eine umfangreiche Wasserstoffversorgung angewiesen. Das kleinste Element ist nämlich ein wichtiger Baustein bei der vielschichtigen Transformation der Branche hin zur klimaneutralen Industrie. Das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES erarbeitet jetzt im Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie Nordost strategische Eckpunkte für eine nachhaltige, regionale und zukunftsfähige Wasserstoffwirtschaft. Ziel des Projekts ist es, die konkreten Wasserstoffbedarfe der Chemieindustrie in Ostdeutschland, mit speziellem Blick auf den Chemiestandort Leuna, zu ermitteln und daraus Handlungsempfehlungen für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und der zugehörigen Infrastruktur, wie die Versorgung mit grüner Energie, zu skizzieren. Betrachtet werden dabei auch die notwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen.
Zum Auftakt des Projekts fand am Chemiestandort Leuna eine Kick-off-Veranstaltung statt, zu der die für das Vorhaben relevanten Akteure eingeladen waren. Diese konnten im Rahmen eines intensiven Austausches ihre Ideen und Wünsche in das Vorhaben einfließen lassen.
Dr.-Ing. Sylvia Schattauer, Projektleiterin und kommissarische Institutsleiterin vom Fraunhofer IWES, gab den Teilnehmenden zunächst einen Überblick zum geplanten Vorgehen und zur Relevanz des Themas. „Die chemisch-pharmazeutische Industrie, insbesondere Regionen mit Binnenlandlage wie das Mitteldeutsche Chemiedreieck, steht vor großen Herausforderungen: Zur Erhaltung von Energiesouveränität und Produktionsfähigkeit müssen die derzeit auf fossilen Prozessen basierenden Technologien dekarbonisiert bzw. genaugenommen defossilisiert werden. Wasserstoff ist dabei ein elementarer Baustein. Damit die Transformation gelingen kann, müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. Diese reichen u. a. von passender Infrastruktur, wie der Ausbau von Stromnetzen, Pipelines oder Speichern, über anliegenden Medienbezug bis hin zur Regulatorik. Um aus industrieller Sicht hinreichende Voraussagen treffen zu können, benötigen wir eine Datenbasis, die auf den Strategien der produzierenden Industrie basiert. Anhand ausgewählter Prozesse wollen wir im Projekt die Wasserstoffbedarfe bis 2050 ermitteln, die hierfür notwendigen Grundvoraussetzungen beziffern und so die Umsetzung dieser Transformation erleichtern“, erläuterte Dr.-Ing. Schattauer das konkrete Ziel.
Dr. Daniela Richter, Leiterin Politik und Energieexpertin des VCI Nordost, führte aus: „Wir sehen das Vorhaben als bisher einmalig und zugleich als wichtige Ergänzung zu anderen Publikationen und Erhebungen im Bereich Wasserstoffnutzung. Die Chemie ist nicht nur ein Großverbraucher, sondern auch ein wichtiger Treiber beim Aufbau und der wirtschaftlichen Nutzung von Wasserstoff.“ Dr. Richter warb für eine breite Beteiligung am Projekt bei den Anwesenden: „Wir sind auf Ihre Erfahrungen, täglichen Herausforderungen und zukünftigen Planungen angewiesen, um im ersten Schritt eine valide Datengrundlage erheben zu können. Darauf aufbauend sind wir in der Lage, im nächsten Schritt klare Handlungsempfehlungen formulieren und an die Politik richten zu können.“
Die Ergebnisse der Erhebungen und Analysen sollen Mitte 2023 feststehen. Sie können einen wichtigen Beitrag zur Schaffung der notwendigen politischen Rahmenbedingungen zum bedarfsgerechten Auf- und Ausbau einer Wasserstoffwirtschaft leisten.
Der Ort der Kick-off-Veranstaltung am Chemiestandort Leuna hatte Symbolcharakter. Mit dem Fraunhofer Hydrogen Lab Leuna, einer einzigartigen Elektrolysetest- und -versuchsplattform, werden innovative Technologien zur Erzeugung von grünem Wasserstoff und dessen Nutzung in nachhaltigen Syntheseprozessen (z. B. zur Konversion von Kohlenstoffdioxid in Plattformchemikalien und Brenn- und Kraftstoffen) mit einer exzellenten industriellen Infrastruktur an Gaspipelines und Gasspeichern verknüpft. Davon konnten sich die Teilnehmenden im Anschluss der Veranstaltung im Rahmen einer Führung selbst überzeugen.
Ansprechpersonen Fraunhofer IWES:
Dr.-Ing. Sylvia Schattauer, Komm. Institutsleiterin Fraunhofer IWES
Tel. +49 471 14290-649 (Sekretariat)
sylvia.schattauer@iwes.fraunhofer.de
Lisa Bösch, Stellvertr. Leiterin Marketing und Kommunikation
Tel.: +49 471 14290-544
lisa.boesch@iwes.fraunhofer.de
Fraunhofer IWES:
Das Fraunhofer IWES sichert Investitionen in technologische Weiterentwicklungen durch Validierung ab, verkürzt Innovationszyklen, beschleunigt Zertifizierungsvorgänge und erhöht die Planungsgenauigkeit durch innovative Messmethoden im Bereich der Wind- und Wasserstofftechnologie. Derzeit sind mehr als 300 Wissenschaftler*innen und Angestellte sowie rund 150 Studierende an neun Standorten beschäftigt: Bochum, Bremen, Bremerhaven, Emden/Leer, Görlitz, Hamburg, Hannover, Leuna und Oldenburg.