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Chemie-Tarifrunde im Krisenmodus: Sicherung von Standorten und Beschäftigung ist oberstes Ziel, Gewerkschaftsbonus diskriminiert Beschäftigte

Die Tarifrunde in der chemisch-pharmazeutischen Industrie steht im Zeichen von Transformation und Krise. Die Chemie-Arbeitgeber in Ostdeutschland fordern einen Abschluss, der Standorte und Beschäftigung sichert. Eine Differenzierung zwischen gewerkschaftlich organisierten und nicht organisierten Beschäftigten lehnen sie strikt ab.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie befindet sich in einer umfassenden Transformation, die massive Investitionen erfordert. Gleichzeitig ist die wirtschaftliche Lage alarmierend: 2023 brachen sowohl der Umsatz (-12,2 Prozent) als auch die Produktion (-7,9 Prozent) ein. Die Kapazitätsauslastung ist mangels Nachfrage historisch niedrig. In Ostdeutschland liegt sie mit knapp 75 Prozent noch unter dem Bundesdurchschnitt (77 Prozent). Die Unternehmen sehen sich in der aktuellen Situation mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. „Teure Energie, fragile Lieferketten und überbordende Bürokratie führen zu steigenden Kosten“, betont Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Nordostchemie. Gedrosselte Anlagen und Abschaltungen sind die Folge. „Oberstes Ziel muss es sein, Standorte und Beschäftigung zu sichern“, antwortet Nora Schmidt-Kesseler auf die Forderung der Gewerkschaft nach mehr Geld.

Equal Pay und Gleichbehandlung in der Belegschaft sind für die Chemie-Arbeitgeber unverzichtbar

Eine Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern wird von den Chemie-Arbeitgebern abgelehnt. Nora Schmidt-Kesseler: „Bonusregelungen zielen darauf ab, den Organisationsgrad der Gewerkschaften zu erhöhen. Neue Mitglieder zu gewinnen, ist Aufgabe der Gewerkschaften und nicht der Arbeitgeber. Das gilt auch für die Finanzierung von Mitgliedervorteilen. Ein Bonus für Gewerkschaftsmitglieder würde zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft im Betrieb und damit zur Spaltung der Belegschaft führen – das ist inakzeptabel.“ Insbesondere Frauen wären durch Tarifboni oder schlechteren Kündigungsschutz diskriminiert, da nur rund 22 Prozent der weiblichen Beschäftigten gewerkschaftlich organisiert sind.

Stärkung der beiderseitigen Tarifbindung bleibt Hausaufgabe der Sozialpartner

Im letzten Tarifabschluss haben die Sozialpartner die Stärkung der beiderseitigen Tarifbindung vereinbart. Nora Schmidt-Kesseler: „Die Arbeitgeberseite hat eine Reihe von Vorschlägen erarbeitet, die wir konstruktiv mit der IGBCE diskutiert haben. Jetzt sollten die Hausaufgaben gemeinsam erledigt werden.“

Die regionalen Verhandlungen für die rund 49.000 Beschäftigten in den tarifgebundenen Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen finden am 25. April 2024 in Potsdam statt.

Mitteilung der IGBCE Nordost

Über den AGV Nordostchemie

Der Arbeitgeberverband Nordostchemie e.V. ist der Tarifträgerverband für die chemisch-pharmazeutische Industrie und verwandte Industrien. Das Verbandsgebiet umfasst die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der AGV nimmt die sozialpolitische Interessenvertretung seiner Mitgliedsunternehmen gegenüber Gewerkschaften, Behörden, Medien und Politik wahr, schließt Tarifverträge mit Arbeitnehmerorganisationen und überwacht deren Einhaltung.

// Nora Schmidt-Kesseler
Ihr Ansprechpartner
Fabian Hoppe
Nordostchemie-Verbände

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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