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TARIFRUNDE #Chemie22: Chemie-Arbeitgeber aus Nordost fordern mehr Realitätssinn der Gewerkschaft

Die heute veröffentlichte Forderung der IG BCE Nordost orientiert sich aus Sicht des AGV Nordostchemie nicht an den wirtschaftlichen Realitäten und dem umfassenden Transformationsprozess der Branche.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Ostdeutschland steht durch die Pandemie, steigende Preise und einen umfassenden Transformationsprozess zur Zukunftsfähigkeit der Branche gleich vor einer ganzen Reihe komplexer Herausforderungen.  

„Wir haben mitnichten die Krise hinter uns gelassen – die rauen Zeiten halten weiter an beziehungsweise stehen uns noch bevor! Die Forderungen der Gewerkschaft nach Erhöhung der Entgelte und Schichtzulagen sind auch vor dem Hintergrund einer derzeit verzerrten Inflation sowie massiven Investitionen im Rahmen des Transformations-prozesses der Branche völlig unverhältnismäßig. Sie würden in dieser Form den Unternehmen und somit auch den Beschäftigten schaden“, stellt Thomas Naujoks, Verhandlungsführer des AGV Nordostchemie, mit Blick auf die Forderungen der IG BCE Nordost fest.  

Die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist trotz Erholung in den letzten Monaten noch nicht wieder auf Vorkrisenniveau. Die Unsicherheiten sind groß, massiv gestiegene Energie- und Rohstoffkosten sowie gestörte Lieferketten belasten die Unternehmen. „Ein Plus beim Umsatz bedeutet nicht gleich ein Plus bei den Erträgen. Steigende Preise und Kosten müssen durch die Unternehmen aufgefangen werden, da sie nur begrenzt an die Kunden weitergegeben werden können“, so Naujoks weiter.

Die Unternehmen müssen bereits jetzt vielschichtig in den Transformationsprozess der Branche investieren: Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und der demografische Wandel sind nur einige der Herausforderungen, die größte Anstrengungen erfordern, um die Wettbewerbsfähigkeit und somit auch das Beschäftigungsniveau zu halten. Naujoks: „Wir investieren auch in die Zukunft unserer Beschäftigten. Mehrbelastungen durch unverhältnismäßige Tarifabschlüsse können sich viele Unternehmen schlicht nicht leisten.“

Sozialpartner müssen an einem Strang ziehen

Die Unternehmen im Nordosten befinden sich zudem noch mitten in der Umsetzung des Potsdamer Modells, dessen stufenweise Umsetzung eine zusätzliche Tarifbelastung bedeutet. Ferner betrifft der Strukturwandel Ostdeutschland besonders stark. Um diesen Wandel aktiv mitzugestalten und bestenfalls als Innovations- und Investitionsmotor nutzen zu können, bedarf es einer engen Zusammenarbeit der Sozialpartner.

Gleiches gilt für die Gewinnung junger Menschen als Fachkräfte von morgen. „Wir sind eine absolute Hightechbranche, zukunftssicher und innovativ. Unsere Unternehmen stehen zur Ausbildung und bauen das Angebot sukzessive aus“, betont Naujoks. Jetzt gelte es für Arbeitgeber und Gewerkschaft, gemeinsam die Lücke zwischen angebotenen und besetzten Stellen zu schließen.

„Wir brauchen einen Tarifabschluss mit Augenmaß. Das Gebot der Stunde heißt: Investieren statt verteilen. Unsere Branche ist sehr heterogen, vor allem klein- und mittelständisch geprägt. Ein Abschluss muss diesen Realitäten gerecht werden – monetär als auch von der Komplexität. Ein moderater Abschluss ist der beste Schutz und die höchste Sicherheit für die Beschäftigten in der Transformation und im mobilen Arbeiten“, fordert Naujoks für die Arbeitgeberseite.  

Regionale Tarifverhandlung in Leuna

Am 14. März 2022 findet in Leuna die regionale Tarifverhandlung für die Region Nordost im Rahmen der diesjährigen Chemie-Tarifrunde statt. Verhandelt wird für alle Beschäftigten der AGV Mitgliedsunternehmen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der AGV Nordostchemie vertritt die tarif- und sozialpolitischen Interessen seiner fast 170 Mitgliedsunternehmen.  

Ihr Ansprechpartner
Fabian Hoppe
Nordostchemie-Verbände

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

T +49 (30) 343816-30
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